Orla Wolf

Orla Wolf
zuckerauge: ISSN 2569-9458

Montag, 12. Februar 2018

Höhlenzeichnung



Durch eine Landschaft ziehen.
Umhüllt von trockener Dunkelheit,
die mancherorts den Blick freigibt.
(ohne erkennbares Muster)

Den Pfad verlassen (an einem Steinquader).
Und hinunter zum Fluss gehen.
Etwas aus dem Wasser ziehen.
Dann ein Geweih in den Händen halten.
Es mit der Zunge berühren.
Und Salz schmecken.

Das Geweih entstammt dem Meer, wo es einer Fährte folgte,
die Mündung erreichte - und dann flussaufwärts schwamm.

Hier holt es mich ein.

Sonntag, 11. Februar 2018

Zurückgeworfene Körper



In einem Aufzug unter das Meer fahren.
Weitergehen. Bis in die Rinde der Erde.

Dort verstreute Spiegel finden.
Sie einsammeln. Und mit nach oben nehmen.

Die Fundstücke auf das Wasser legen.
Das Meer ist bedeckt seither.

Es wirft alles zurück. Auf Quellen und Ausgangsorte.
Und lebt ruhig. Unter der Spiegelfläche.

Samstag, 10. Februar 2018

Reise #6



Die Halle ist magnetisch.
Alles zieht zu den Wänden hin.

Auch das Kabel des Kopfhörers,
in dem gerade ein Ozean spielt.

Ich stehe in der Mitte des Raums.
Man macht eine Nahaufnahme.
Und kommt im Zeitraffer auf mich zu.

Jemand gießt mir Wasser in die Ohren.
Schon treibe ich hinaus – mit den Wellen.
Und werde angespült auf dem Dach der Fabrik.

Die Aussicht hier ist weit.
Und spiegelt sich im Wasser.

Freitag, 9. Februar 2018

Vorschau



Auf glattes Wasser stoßen.
In einer Bucht.

Darin tauchen gehen.
Und Galaxien von Zellen finden.
Die unter dem Wasser schlafen.

Sie ähneln Zungen. Und Haar.
Und immer mehr auch uns.

Donnerstag, 8. Februar 2018

Polaroid



Einem Weg folgen.
Aus der Stadt hinaus.
In eine weiße Landschaft.

Der Pfad ist jetzt aus Ohren.
Und alles sehr laut hier:
Schritte. Atem. Wimpernschlag.

So gehe ich leise durch das Weiß.
Bis mir ein Tier begegnet.

Es ist auch weiß.
Und sein Fell öffnet sich jetzt.
Einem Fächer gleich.

Darin eine Fotografie.
Und ich erkenne mich.
Im Weiß dieser Landschaft.