Von Rot nach Weiß. Kreisen und rütteln. Und noch einmal kreisen und
rütteln. Das Abgestandene beiseite schieben. Fast fertig. Dann richtet sie sich
auf. Eine durchweichte Borstigkeit. Atemlos nachschäumend. Sie sieht hinunter:
Speichel umspielt ihren Griff. Sie blickt in den Spiegel: Kurzköpfig und blau.
Kein Schwingkopf. Moderner Gelkopf. Das steht ihr gut. Sie mag Nylon und würde
sich als mittelhart bezeichnen. Aber Putzen ist kein Zuckerschlecken. Heute
nicht. Nie gewesen. Auch wenn sie sagt, sie mache in Oralhygiene. Wenn sie
traurig ist, denkt sie an ihre Großmutter, der Figur nach noch ein Pinsel, mit
Borsten aus dem Nacken von Hausschweinen, die man an einem Kuhknochen befestigt
hatte.
Sie hingegen ist eine Interdent.
Vielmehr noch: Sie ist White & Shine.
Alle nennen sie so. Sie kann Kaufläche, Außen und Innen. Sie ist die
Herrscherin im Borstenfeld. Unangefochten. Sie kämpft und gewinnt: Den Spargel
getötet. Das faserige Fleisch vernichtet. Den Rhabarber einfach ausgelöscht.
Und sie erhöht ihre Wirkung:Trifft sich mit Pasten. Küsst einen
Putzkörper. Liebkost rote Streifen. Ruft
Seide herbei.
Trotzdem ist White & Shine
manchmal einsam. Besonders nachts. Dann steht sie auf und treibt sich heimlich
zwischen Fleisch und Zunge. Sie massiert und vibriert. Blassgelber Belag wird
zärtlich mit Wasser umspült. Später – nach getaner Arbeit - applaudiert der
Spiegel. Jetzt erst spürt sie, wie erschöpft sie ist. Nur noch weg von hier an
einen anderen Ort. Still und rein soll es sein. Zurück ins Glas. Hier herrscht besserer
Geschmack. Nach Ruhe verlangend, nimmt sie Platz.